Strommarktliberalisierung
Die Liberalisierung ist ein grosser Meilenstein in der Geschichte der Schweizer Elektrizitätsversorgung. Nach rund 100 Jahren Strommonopol führt der Wechsel zur Liberalisierung bedeutende Änderungen mit sich.
Der Schweizer Strommarkt ist seit 2009 teilweise geöffnet. Die Marktöffnung (Liberalisierung) erfolgt in zwei Etappen:
Für grössere Kunden mit einem Jahresverbrauch von über 100'000 kWh und für alle Stromverteilunternehmen erfolgte der erste Schritt per 1. Januar 2009.
In einem zweiten Schritt soll die vollständige Marktöffnung auch für Kleinkunden und Privathaushalte (Jahresverbrauch unter 100'000 kWh) erfolgen.
Liberalisierung heisst freie Wahl des Stromlieferanten. Liberalisiert wird nicht die ganze Stromversorgung, sondern nur der Energiemarkt. Die verschiedenen Stromanbieter konkurrenzieren sich und der Kunde kann in Zukunft unabhängig von seinem Standort den Stromlieferanten frei wählen.
Die Liberalisierung gilt aber nicht für das Stromnetz. Im Gegensatz zum Telekommunikationsmarkt, wo bis auf die letzte Meile parallele Infrastrukturen aufgebaut wurden, bleibt es bei einem einzigen Stromnetz. Denn mehrere parallele Stromnetze sind nicht machbar und vor allem volkswirtschaftlich unsinnig.
Die Schweizer Marköffnung folgt der Liberalisierung des europäischen Strommarktes. Dieser ist weitgehend liberalisiert und treibt die Marktöffnung hierzulande voran. Seit Mitte 2007 ist in allen Ländern rund um die Schweiz der Strommarkt für Privathaushalte geöffnet. Die Liberalisierung des Strommarktes sichert den Platz der Schweiz als wichtige Stromdrehscheibe im europäischen Netzverbund und den damit verbundenen volkswirtschaftlichen Nutzen.
Die Liberalisierung des Strommarktes soll durch den freien Wettbewerb allen Kunden einen besseren Service und neue Produkte bzw. Dienstleistungen bringen.
Eine Anpassung rein aufgrund der Markliberalisierung drängt sich nicht grundsätzlich auf. Der Strompreis in der Schweiz ist Anfang 2008 auf einem historischen Tiefststand. Der internationale Markpreis ist zurzeit höher als der Durchschnittspreis in der Schweiz. Die Kosten für Strom als Sekundärenergieträger folgen jedoch jenen für Primärenergieträger, die zur Produktion des Stromes benötigt werden (Gas, Öl, Kohle, Uran usw.). Auf dem Strompreis werden in Zukunft auch vermehrt Steuern sowie Lenkungs- und Förderabgaben erhoben.
Faktoren, die den Strompreis beeinflussen, sind also die Preise für Energie und Netznutzung, plus Abgaben und Steuern. Je nach Regelung werden die Netznutzungspreise mehr oder weniger stabil bleiben. Die Energiepreise werden sich nach dem europäischen Markt ausrichten. Die generelle Teuerung und anstehende Investitionen dürften sich auch auf die Preise auswirken. Alles in allem wird Strom in den nächsten Jahren also eher teurer. Durch einen allenfalls zu erwartenden Effizienzgewinn im Netzbereich wird die Preiserhöhung aber vermutlich weniger stark ausfallen als ohne Marktöffnung.